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Nr. 87: Verzicht auf aktive Stadtentwicklung

12. September 2002

Selbst unter dem Eindruck der Flutkatastrophe und der wenig präzisen Verhandlungsergebnisse der Weltklimakonferenz in Johannesburg verzichteten CDU und FDP im Wuppertaler Stadtentwicklungsausschuss am 12. September 2002 auf die geplanten und bereits ausgewiesenen

Ökobau-Vorzeigeprojekte an der Girardet- und Ahrstraße. Damit wurde zugleich ein ursprünglich einstimmig gefasster Ratsbeschluss in Frage gestellt. Die eindringlichen Argumente und Appelle von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN, SPD, Umweltverbänden und ortsansässigen Architekten verhallten

vor dem Hintergrund kurzfristiger und kurzsichtiger Vermarktungsinteressen.

Waren sich alle Beteiligten im Stadtentwicklungsausschuss im Rahmen einer Neufassung eines gültigen Ratsbeschlusses noch darüber einig, dass nicht allein an Bauträgergesellschaften sondern auch an Einzelbewerber die zur Verfügung stehenden Flächen veräußert werden sollten, schieden sich die Geister bereits über die aktuellen, zugrunde zu legenden Ökobau-Kriterien. Einigen konnten sich die Stadtentwickler dann aber nicht auf eine vertragliche Bindung der Käufer und Bauherren, diese Kriterien auch verbindlich anzuwenden, so wie es der einstimmige Ratsbeschluss aus 1999 vorsah.

Uneinsichtig zeigten sich CDU und FDP gerade gegenüber dem Argument, dass Ökobau-Siedlungen in anderen Großstädten zu einer erheblichen Attraktivitätssteigerung beigetragen haben, die zugleich zum Publikumsmagnet und bevorzugten Wohnort vor allem junger Familien mit Kindern avancierten, so z.B. das ehemalige Vauban-Kasernengelände in Freiburg i.B..

Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der bündnis-grünen Ratsfraktion, Lorenz Bahr, kommentiert: "Wir wollen niemandem vorschreiben, wie er zu bauen hat. Gerade das Einfamilienhausprogramm

der Stadt Wuppertal lässt genügend Platz für alle, die traditionell oder ökologisch bauen wollen. Aber uns fehlt in Wuppertal bis heute ein Beispiel gebendes Ökobau-Vorzeigeprojekt, an dem sich zukünftige Bauherren orientieren können. An interessierten Familien mangelt es sicher nicht, eher doch an dem Willen von CDU und FDP, sich den Herausforderungen einer aktiven und nachhaltigen Stadtentwicklung zu stellen. Wir hoffen, dass sich beide Fraktionen bis zur nächsten Ratssitzung besinnen und zu Kompromissen bereit sind."