Nr. 21: Falsches Signal für den Erzieher*innen-Beruf
Ein halbes Jahr warten Azubis auf`s Geld, wenn sie auf Bafög angewiesen sind
Auch in diesem Jahr können die Ausbildungsplätze für Erzieher*Innen in städtischen Kitas nicht voll besetzt werden, so die Auskunft des Stadtbetriebes Tageseinrichtungen für Kinder. Die dringend benötigten pädagogischen Fachkräfte fehlen damit weiterhin und die Belastung für die vorhandenen Kräfte bleibt hoch, das verdeutlicht auch die Gewerkschaft ver.di, die aktuell für eine bessere Anerkennung dieses Berufes streikt.
Vor diesem Hintergrund ist die neuste Meldung der NRW Schulministerin Yvonne Gebauer ein weiterer Grund, hier aktiver zu werden: Auszubildende, die einen Antrag auf BAföG stellen, müssen im laufenden Schuljahr 161 Tage auf die Bearbeitung ihrer Anträge warten.
Das BAFöG ist für viele dringend notwendig, weil während der klassischen Erzieher*Innen – Ausbildung Azubis keine Vergütung gezahlt wird. D.h. viele sind auf BAföG angewiesen, um sich die Ausbildung überhaupt zu leisten. Geradezu polemisch klingt da der „Tipp“ von Gebauer: „Für eine Übergangszeit besteht die Möglichkeit, einen Antrag auf ALG II-Leistungen beim zuständigen Jobcenter zu stellen.“
Marta Ulusoy, GRÜNES Mitglied im Jugendhilfeausschuss:
„Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher sollen also Hartz IV beantragen, weil das zuständige Dezernat personell unterbesetzt ist. Das ist aus Sicht der GRÜNEN Fraktion in Wuppertal eine Frechheit und ein weiterer Hinweis auf die Realitätsferne von Frau Gebauer. Damit werden die Folgen personeller Fehlplanung auf junge Menschen abgewälzt und Ihnen wird das Hartz IV-Antragsverfahren zugemutet, verbunden mit einer langen Wartezeit auf den Bescheid. Jede*r, die/der schon einmal einen solchen Antrag stellen musste, weiß außerdem, mit welchem Aufwand und Wartezeit dies verbunden ist. Dieser „Tipp“ trägt nicht zur Wertschätzung des Erzieher*innen-Berufs bei, Frau Gebauer!“
Vor einem Jahr beschloss der Stadtrat den Antrag „Mehr Erzieher*innen für Wuppertal“ mit dem Auftrag, alle Hebel zu nutzen, um den Beruf der Erzieher*innen attraktiver zu gestalten, bis heute ist nicht viel passiert im Tal.
Immer noch fehlen für etwa 1.000 Kinder Plätze in den KiTas – die ukrainischen Kinder im Kindergartenalter noch nicht dazugerechnet- immer noch liegt dies zu einem ganz großen Anteil an fehlenden Fachkräften.
Unsere Stadt benötigt dringend neue Erzieher*innen, dazu gehört auch, den Beruf für junge Menschen und Interessierte attraktiver zu machen.
Iris Theuermann, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion:
„Als GRÜNE setzen wir uns generell für eine adäquate Ausbildungsvergütung der Azubis ein. Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass der Beruf in unserer Stadt attraktiver gestaltet werden kann. Etwa durch Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch das Schaffen weiterer Anreize, das Anwerben von Fachkräften mit anderen pädagogischen Qualifikationen und überzeugende pädagogische Konzepte. Wir werden in diesem Bereich weiterhin Druck machen und mit der Verwaltung Wege suchen, die Situation für unserer Kinder und die Fachkräfte zu verbessern.“