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Nr. 68: Die Stadt will durch aktive BürgerInnen entwickelt sein – Es fehlt nicht an Konzepten, sondern an der politischen Priorisierung

19. November 2008

In Äußerungen der TeilnehmerInnen wurde deutlich, dass in den vergangenen Jahren viele Konzepte auf den Weg gebracht worden sind, die aber alle samt bei ihrer Umsetzung ihre Grenze an der schrumpfenden Bevölkerungszahl und der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung finden. Daher gelte es heute mehr denn je, zusammen mit der Bevölkerung die Räume zu entwickeln, wo die Menschen unmittelbar wohnen und arbeiten. So komme es gerade auf die UnternehmerInnen an, die sich in Wuppertal traditionell für die Entwicklung ihrer Stadt einsetzten. Hier anzuknüpfen sei die Zukunft gerade der schwierigen Stadtteile wie dem Arrenberg.

Bestehende Standortnachteile des Bergischen Landes ließen sich auch nicht immer mit Hilfe politischer Konzepte ausräumen. An den Beispielen Düsseldorf oder Duisburg zeige sich, welchen Magneten in der Stadtentwicklung etwa ein Hafen darstelle. Allerdings arbeiteten die Anstrengungen von Wirtschaft und Politik etwa in den Cluster- und Netzwerkbildungen ´automotive´ aktiv und erfolgreich gegen den Verlust von Arbeitsplätzen und zugunsten eines wirtschaftlichen Neuanfangs in Wuppertal. Es dürfe aber nicht allein auf traditionelle Industrien und Zulieferindustrien gesetzt werden, sondern es müssten auch neue Initiativen etwa im Bereich der Ressourcen- und Energieeffizienz hinzukommen. Denn gerade hier sind mit den bestehenden Instituten und der Bergischen Universität Standortvorteile zu verzeichnen, die noch nicht ausreichend genutzt werden. Lorenz Bahr, Bürgermeister und wirtschaftpolitischer Sprecher der GRÜNEN Ratsfraktion, der auch den gesamten Abend souverän moderierte, wies in diesem Zusammenhang auf die von ihm vorgetragene Idee eines Gründerzentrums Energie und eines Energie- und Ressourceneffizienz-Clusters hin.

Hermann Ott, GRÜNER Bundestagskandidat legte in seinem Statement dar, dass der Klimawandel zwangsläufig Auswirkungen auf die Politik in jeder Kommune habe, etwa im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs. Die hohen Energiekosten werden zu einer verstärkten Nutzung des ÖPNV führen, der damit kostengünstiger werde, und umgekehrt zu einer geringeren Luftverschmutzung durch eine sinkende Nutzung des motorisierten Individualverkehrs in den Innenstädten. Gerade finanzschwächere Haushalte werden von dieser Entwicklung profitieren.

Vertreten wurde auch aber auch die Meinung, dass aufgrund der Wuppertaler Topographie die Stadt insgesamt günstige Voraussetzungen bei dem zu erwartenden Klimawandel biete. Viel Wald in und um Wuppertal ließe das Klima in der Stadt stabil bleiben. Auch würde die Stadt Wuppertal seit den neunziger Jahren etwa durch eine Beteiligung an dem Energy Award oder ganz aktuell an der Klimawette der Europäischen Union wichtige Zeichen zum Umwelt- und Klimaschutz setzen.

Auf die Frage nach einer Stadtentwicklung zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern wurde klar, dass im vorpolitischen Raum, ob in organisierter Form eines Bürgervereins traditionell oder im nicht organisierter Form in Stadtteilen und auf ungenutzten Plätzen, sich Bürgerinnen und Bürger ihrer Stadt annähmen und an der Stadtentwicklung aktiv beteiligten. Diese Beteiligung gelte es zu sehen, zu nutzen und in die politische Arbeit mit einzubeziehen.

Insgesamt eine zwar lange, fast dreistündige Diskussion, aber kurzweilige Veranstaltung, an der über dreißig Multiplikatorinnen und Multiplikatoren teilgenommen haben.

Abschließend sei der Raum und die Kulisse erwähnt, in dem die Veranstaltung sinnbildlich statt fand: Die Kulisse der Veranstaltung bildete der Raum für Kunst ´Olga´ in der Ludwigstraße, ein renoviertes und als Ladenlokal gebautes, aber nunmehr als Ausstellungsort für gestaltende Kunst genutzter Raum. Besser kann ein Ort für eine Diskussion über nachhaltige Stadtentwicklung nicht gewählt werden.