Zukunft der Wuppertaler Bühnen
Rede unseres Fraktionsvorsitzenden Peter Vorsteher in der Sitzung des Rates am 12.11.2012
Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Ratskolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren.
Der Abwärtsstrudel der Wuppertaler Bühnen geht weiter, wenn wir dieser Vorlage der Verwaltung heute zustimmen.
Als im Januar 2009 die Oper nach mehrjähriger Schließung und Sanierung mit einem Festakt wieder eröffnet wurde, war das ein großer Tag in der Geschichte der Wuppertaler Bühnen, allerdings war das nur die eine Seite einer Medaille, denn spätestens da war auch klar, dass dies vermutlich das Aus für das Schauspielhaus bedeutete. Die für die Sanierung vorgesehenen Millionen standen nicht mehr zur Verfügung, nach wirklichen Lösungen, auch unter der Einbeziehung bürgerschaftlichen Engagements (ausgenommen die Freunde der Wuppertaler Bühnen), ist gar nicht erst gesucht worden. Das Schauspiel findet seitdem überwiegend im Foyer statt, während das Schauspielhaus dahinter immer mehr verrottet. Weitere Kürzungen haben fatale Folgen für das Schauspielensemble:
Hatte das Schauspiel in Wuppertal
1967: 40 Schauspielerinnen und Schauspieler
1996: 30 Schauspielerinnen und Schauspieler
2009: 14 Schauspielerinnen und Schauspieler,
sollen ab der Spielzeit 2013/ 2014 nur noch 7 Schauspielerinnen und Schauspieler fest angestellt sein.
In der Drucksache 0709/12 wird von einer Neuaufstellung der Schauspielsparte gesprochen. Wir wissen aber, dass im Spielplan 2013/2014 nur noch vier Stücke gespielt werden sollen. Ein Widerspruch in sich!
Interessant wird es, wenn man sich die Konzeption in der Vorlage auf Seite drei anschaut:
Sie ist weder im Kulturausschuss vorher diskutiert worden, noch im Aufsichtsrat der Wuppertaler Bühnen. Bleibt die Frage aus welcher Feder dieses Konzept stammt?
Meine Fraktion vermutet, dass wesentliche Passagen dieser Konzeption im Finanzressort geschrieben worden sind. Anders ist es nicht zu deuten, dass von einer durchschnittlichen Auslastung von ca. 120 BesucherInnen gesprochen wird. Wie passt dazu der bildungspolitische Auftrag den ein Stadttheater unzweifelhaft hat?! Das geht aus dem Strukturpapier nicht hervor.
Da liest man Sätze wie: „Aus Kostengründen können bei größeren und kleineren Produktionen Kooperationen mit Theatern unserer Stadt und aus NRW eingegangen werden“. Das bezieht sich besonders auch auf den Austausch von Produktionen. Dann können die Wuppertaler Theaterinteressierten direkt in das TIC Theater, Leo Theater, Taltontheater gehen, um nur einige Bühnen zu nennen.
Dass BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mit ihren Sorgen um die Zukunft der Wuppertaler Bühnen nicht alleine sind, machen Stellungnahmen von bedeutenden Theatermachern deutlich. Z.B. hat Prof. Dr. Klaus Pierwoß es an der Aufgabe des Schauspielhauses festgemacht.
Zitat: „Fehler: Die Stadt Wuppertal lässt das Schauspielhaus verrotten, einen der schönsten bundesrepublikanischen Theaterneubauten. Das verkommende Schauspielhaus ist kulturell gleichbedeutend mit einer nicht fahrenden Schwebebahn.“ Er sagt weiter hin, dass alle Sparten gleichzeitig wieder zum Blühen gebracht werden müssen.
Da fängt das Problem schon an, wir haben in Wuppertal als Aufsichtsratsvorsitzenden Oberbürgermeister Peter Jung, der ein ausgewiesener Opernfachmann ist. Er ist aber kein Freund des Schauspiels! Man kann mit Fug und Recht von einer einseitigen Förderung von Oper und Orchester sprechen und das wird mit Zustimmung meiner Fraktion nicht gehen.
Und wenn jetzt der neue Theaterintendant die freie Szene der Stadt kennen soll, lässt das vermuten wie die neue künstlerische Leitung des Theaters aussehen soll. Wir befürchten eine Entwicklung hin zum Boulevard-Theater.
Wie soll es sonst gelingen, das Sprechtheater nach einer eingedampften Spielzeit mit 4 Produktionen mit 7 Ensemblemitgliedern im September 2014 in neuer kleiner Spielstätte wieder nach vorne zu bringen und erfolgreich an den Start zu gehen, dazu mit der Verpflichtung, mindestens 120 Plätze pro Vorstellung belegt zu haben?
So löblich der Plan der Freunde der Wuppertaler Bühnen ist, sicherstellen zu wollen, dass zumindest ein kleines Haus für Theater mit 160 Zuschauerplätzen geschaffen werden soll – Herrn Völker und seinen Mitstreitern ein herzlichen Dank meiner Fraktion für ihren nimmermüden Kampf für das Theater in Wuppertal – wir sind sehr besorgt, welche Qualität das Theater dort dann haben wird.
Diese Konzeption die uns hier vorliegt, an der nur wenige Mitglieder der Großen Koalition aus CDU und SPD und der Verwaltung beteiligt waren, wird die Zustimmung meiner Fraktion nicht bekommen.
Ich danke für ihre Aufmerksamkeit