Verkaufsoffene Sonntage
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
mit der Verordnung über das Offenhalten von Verkaufsstellen an Sonn- und Feiertagen und der dazugehörigen Drucksache stimmen wir wiederholt einer allem Anschein nach moderaten Flexibilisierung der Ladenöffnungszeiten für das Jahr 2009 in Wuppertal zu.
Am 3.11.2008 fand sogar “ wie der Drucksache zu entnehmen ist “ wie in jedem Jahr ein Abstimmungsgespräch der Verwaltung unter der Leitung von Oberbürgermeister Jung mit Vertretern der Industrie- und Handelskammer, des Bergischen Einzelhandels- und Dienstleisterverbandes, der Kirchen, weiteren Interessengemeinschaften und der Gewerkschaft Verdi statt.
Summa summarum kamen bei dem Abstimmungsgespräch nur zwei verkaufsoffene Sonntage im gesamten Stadtgebiet und sieben weitere Sonntage in den einzelnen Stadtbezirken heraus. Insgesamt kann ich also im nächsten Jahr an neun Sonntagen in Wuppertal einkaufen gehen “ wenn ich das will und brauche.
Gemessen an dem Gesetzestext zur Regelung der Ladenöffnungszeiten NRW vom 16.11.2006 tatsächlich moderat.
Allein, die grundsätzliche Kritik an der Offenhaltung der Verkaufsstellen an Sonn- und Feiertagen scheint auf Seiten der Kirchen und Gewerkschaften in Wuppertal verebbt. Die Ergebnisse des Abstimmungsgesprächs legen diese Vermutung nahe. Keine Kommune muss an vier Sonntagen die Geschäfte offen halten; sie kann qua Verordnung die Offenhaltung an vier Sonn- und Feiertagen genehmigen.
Und alles spricht dafür, die Zahl vier deutlich zu unterschreiten “ allem Anschein nach aber nicht in Wuppertal, denn hier werden die vier verkaufsoffenen Sonntage in vielen Stadtbezirken erreicht.
Ich möchte noch einmal grundsätzlich daran erinnern:
Der Sonntag ist für die allermeisten Menschen ein Geschenk: unverplante, arbeitsfreie Zeit, Zeit für den Gottesdienst, gemeinsame Zeit mit und für die Familie, kein Konsumzwang, einfach mal Mensch sein.
Dieser arbeitsfreie Sonntag ist mit Zustimmung der Kirchen und Gewerkschaft bedroht. Allem Anschein nach haben sich wesentliche gesellschaftliche Interessengruppen damit bereits abgefunden.
Die Zahl der „Sonntagserwerbstätigen“ wächst Jahr für Jahr. Die „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft“, in der alle Lebenszeit zu einer Zeit für den Markt wird, scheint keine Grenzen zu kennen.
Für uns steht allerdings fest, dass der Sonntag als Ganzes arbeitsfrei bleiben muss. „Sonntags gehören Mami und Papi der Familie.“ Der Sonntag dient der Erholung von den Strapazen der Arbeitssorge. An ihm sind wir eingeladen, religiöse Feste zu feiern, Kultur zu erleben und nicht von Arbeit und Geschäftigkeit in Besitz genommen zu werden.
Auch ist es absurd anzunehmen, dass die Kaufkraft und Konsumfreude der Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger steigt, nur weil sie zusätzlich an Sonntagen einkaufen gehen können.
Aus diesen Gründen, der Unverzichtbarkeit der Sonntagsruhe wegen, hätte ich erwartet, dass Kirchen und meine Gewerkschaft Verdi besonders in der zweiten Jahreshälfte in Wuppertal anstatt an Abstimmungsgesprächen teilzunehmen und nun als Leumund für vier verkaufsoffene Sonntage in mehreren Stadtbezirken Wuppertals bereit zu stehen, breit angelegte Kampagnen geplant und gestartet hätte gegen die Flexibilisierung der Ladenöffnungszeiten und damit der Arbeitszeiten im Wuppertaler Einzelhandel. Davon scheinen wir aber, nur zwei Jahre nach in Kraft treten des Ladenöffungsgesetzes NRW, weit entfernt.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit