Tagespraktikum bei proviel: unsere Stadtverordnete Ilona Schäfer
Wo mache ich mein diesjähriges Sommerpraktikum? Die Entscheidung war schnell gefallen! Ich möchte mir Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung ansehen. Als Mitglied der Landschaftsversammlung Rheinland befasse ich mich auf politischer Ebene sehr oft mit diesem Thema. Nun wollte ich also einmal vor Ort schauen, wie das praktisch aussieht. Eine Anfrage bei der proviel GmbH verlief positiv. Die einzige Hürde „Sie müssen mindestens 18 sein“ konnte ich locker nehmen! Die Idee des Geschäftsführers Herrn Nieder, Menschen an ihren Außenarbeitsplätzen zu besuchen, gefiel mir besonders.
Los ging es dann am 9. August um 8 Uhr im Büro der Inklusionsabteilung in der Riemenstraße. Nach einer kurzen Begrüßung durch Herrn Nieder durfte ich die Abteilungsleiterin Frau Fischer einen ganzen Tag lang bei ihrer Arbeit begleiten. Bei proviel arbeiten ausschließlich Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, die meisten von ihnen in den Werkstätten an der Milchstraße oder in der Farbmühle. Das Team Inklusion arbeitet daran, Menschen aus den Werkstätten wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Ein wichtiger Schritt dahin sind die Außenarbeitsplätze oder auch Betriebsintegrierte Arbeitsplätze (BiAPs).
Außenarbeitsplatz bedeutet, die Mitarbeiter*innen sind weiter bei proviel angestellt, arbeiten aber für einen anderen Arbeitgeber. Sehr deutlich wurde in den Berichten von Frau Fischer und auch in zwei Besprechungen, an denen ich teilnehmen durfte, wie intensiv die Mitarbeiter*innen auf den Einsatz auf einem Außenarbeitsplatz vorbereitet werden. Die meisten Mitarbeiter*innen haben bereits Berufserfahrung und sind sehr motiviert. Es gibt ein vielfältiges Angebot an Kursen, von denen einige verpflichtend belegt werden müssen. Auch fachliche Schulungen werden angeboten, je nachdem für welches Tätigkeitsfeld sich die Mitarbeiter*innen interessieren. Dem langfristigen Einsatz auf einem Außenarbeitsplatz (BiAp) geht in der Regel ein dreimonatiges Praktikum voraus, damit sich beide Seiten gut kennenlernen können und Vertrauen aufgebaut wird.
Wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten sind, davon konnte ich mich bei unserer „Rundreise“ durch Wuppertal überzeugen. Von der Gastronomie im „Okavango“ über Einzelhandel im CAP-Markt und Metallverarbeitung bei der Firma Jung bis zur hauswirtschaftlichen und haustechnischen Dienstleistung im Kulturkindergarten reicht die Palette. Und die Mitarbeiter*innen, denen ich begegnet bin, sind sehr zufrieden mit ihren Tätigkeiten. Dazu trägt auch die intensive Begleitung während dieser Zeit bei.
Das 13 köpfige Team Inklusion – bestehend aus Jobcoaches, Fachkräften vor Ort und Spezialisten der Mitarbeiterentwicklung – kümmern sich aktuell um 50 bis 60 Personen in BiAPs. So wird z.B. für jede Mitarbeiter*in eine Kompetenzmatrix angelegt, die regelmäßig aktualisiert wird. So können die Jobcoaches sehen, bei welchen Fähigkeiten vielleicht weitere Unterstützung notwendig ist und wo die Stellenanforderungen schon gut erfüllt werden. Im Idealfall steht dann am Ende die Übernahme in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. In jedem Falle aber ist es ein Gewinn für das Selbstwertgefühl der Mitarbeiter*innen!
Mein Eindruck nach diesem abwechslungsreichen Tag ist, dass hier ein sehr engagiertes Team den Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen jede mögliche Unterstützung zuteil werden lässt! Ich wünsche allen dabei weiter viel Erfolg und bedanke mich für die interessanten Einblicke!