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Frauenförderung in der Kultur: Ausrichtung eines Wuppertaler Frauenkulturpreises

26. September 2017

Yaz_Zeybek_web_200pxRede unserer Stadtverordneten Yazgülü Zeybek in der Sitzung des Rates der Stadt Wuppertal am 25.09.2017

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,

Anfang des Sommers hat die Bundesregierung den zweiten Gleichstellungsbericht vorgelegt. Das Ergebnis war alles andere als erfreulich. Frauen arbeiten in vielen Bereichen, vor allem in der Pflege, unbezahlt oder mit niedrigem Einkommen. Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit? Bleibt immer noch ein Traum.

Die großen Unterschiede im Einkommen, diese Ungerechtigkeit, spiegelt die Realität unserer Gesellschaft wieder. In der Kunst sind Frauen den Männern gegenüber genauso benachteiligt wie in anderen Berufsgruppen auch.

Ich sage Berufsgruppen, weil Künstlerinnen genau wie Künstler, ihren Lebensunterhalt oft allein durch ihre Kunst bestreiten. Ich nenne Ihnen ein paar Zahlen: 12.447 Euro Durchschnittseinkommen der männlichen Künstler, 9.331 Euro Durchschnittseinkommen der Frauen jährlich. Die Zahlen sind zwar etwas älter, aber das Verhältnis ist sicher noch das gleiche. Sie sehen, es sind schwierige, armselige Bedingungen. Um die Künstlerinnen und Künstler steht es allgemein ziemlich schlecht in Deutschland. Vor allem aber um die Frauen.

Wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen müssen sich Frauen auch in den Künsten den Männern gegenüber stärker behaupten. Die Probleme Kinder/Familie und künstlerische Karriere zu vereinen erleben wie woanders auch vor allem eben junge Frauen. Viele können ihrer Kunst nicht richtig nachgehen, müssen ihren Unterhalt im Nebenjob sichern. Das erzählen viele Künstlerinnen, wenn man mit Ihnen ins Gespräch kommt.

Hinzu kommt nun, dass die Benachteiligung in der Anerkennung und Förderung durch diverse Preise fortgeführt wird. Künstlerinnen müssen sich häufiger bewerben als Männer, um überhaupt eine Förderung zu erhalten. Der Anteil der an Künstlerinnen vergebenen Preise und Stipendien ist bundesweit kleiner im Vergleich zu Männern, er lag im Zeitraum 1995 bis 2000 nur bei 32 Prozent.

Auch in Wuppertal werden Künstlerinnen nicht so gefördert wie Künstler. Ein Blick auf die Verleihung des Von der-Heydt Preises oder des Förderpreises an Männer und an Frauen zeigt: das Ergebnis haben wir in der Begründung unseres Antrages aufgeführt. Sie werden seit den 50er Jahren zu 80% an Männer vergeben. Zur Erinnerung: Der VdH Kulturpreis beträgt 17.500 Euro, der VdH Förderpreis 5.000 Euro. Künstlerinnen werden im Vergleich zu Künstlern nicht gleich berücksichtigt.

Deshalb haben wir unseren Antrag auf Frauenförderung in der Kultur durch die Ausrichtung eines Wuppertaler Frauenkulturpreises gestellt. Sie mögen sagen, Frauen haben die gleichen Chancen wie Männer. Wir sagen: Die Zahlen sprechen aber für sich. Sie mögen sagen, dieser Antrag ist nicht zeitgemäß. Wir sagen: Wer immer noch meint, Frauen werden nicht benachteiligt, ist selbst nicht zeitgemäß.

Dieser Preis hat folgende Bedeutung:
Er soll jungen Künstlerinnen Anerkennung geben, Anerkennung, die in den Künsten so wertvoll ist.
Er soll junge Künstlerinnen fördern und finanziell unterstützen, damit sie ihrer Kunst weiter nachgehen.
Er soll jungen Künstlerinnen Mut machen, ihre Talente weiter zu entfalten und sich zu behaupten.

Wir können in Wuppertal nicht die Diskriminierung von Künstlerinnen beenden, aber einen Beitrag können wir als Stadt leisten. Denn wir alle sind stolz auf das tolle künstlerische Angebot in unserer Pina-Bausch-Stadt.

Ich bitte Sie: tragen wir gemeinsam dazu bei, dieses System der Ungleichheit zu lockern. Wir können uns jahrelang weiter beraten. Manchmal habe ich das Gefühl die Politik in Wuppertal möchte lieber beraten und verwalten. Stattdessen bitte ich Sie mit uns die Stadt auch für junge Künstlerinnen lebenswert zu gestalten. Ich bitte Sie: Stimmen Sie unserem Antrag auf einen Frauenförderpreis in der Kultur zu.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.