Wirtschaftsförderung zum Motor für Klimaschutz im Bergischen ausbauen
„Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN beantragt, die Mitglieder des Hauptausschusses und des Rates mögen beschließen:
Der Oberbürgermeister wird beauftragt, gemeinsam mit den OberbürgermeisterInnen der drei Bergischen Großstädte und dem Landrat des Kreises Mettmann die Klimaschutzaktivitäten in der Region zu bündeln und ihre wirtschaftlichen Potenziale weiter zu entwickeln. Ziel muss es sein das Bergische Land mit seinen beachtlichen Möglichkeiten zu einer Modellregion für Ressourceneffizienz und Energiewirtschaft auszugestalten. In Kooperation mit der Bergischen Entwicklungsagentur und der Energieeffizienzagentur NRW sollen die relevanten AkteurInnen aus Wirtschaft, Handwerk, Wissenschaft und Energieversorgung in den Aufbau und die Entwicklung einer solchen Modellregion einbezogen werden.
Begründung:
2007 gaben erneuerbare Energien deutschlandweit 278.000 Menschen Arbeit bei einem Umsatz von 34,5 Mrd. Euro. Rein rechnerisch wären das für die Bergische Region 6.000 Arbeitsplätze bei einem Umsatz von 475 Mio. Euro. Damit hat sich die Zahl der Arbeitsplätze in weniger als 10 Jahren verdreifacht und der Umsatz verfünffacht. Die Tendenz ist weiterhin steigend und wird sich nach Ansicht vieler ExpertInnen auch als Exportschlager positiv auf die Wirtschaft auswirken.
Das Bergische Land hat herausragende Vorrausetzungen um von diesem Trend zu profitieren. Schon jetzt machen namhafte Wuppertaler Firmen, auch im Maschinenbau, einen großen Teil ihres Umsatzes als Zulieferer für Windkraftanlagen, als Hersteller von Solaranlagen oder effizienten Heizungen. Die Energieagentur NRW und das Wuppertal Institut sorgen neben der Bergischen Universität für wissenschaftliche und technische Unterstützung, Berufsschulen in Wuppertal bieten die erforderlichen Ausbildungsgänge an.
Laut einer Potenzialabschätzung, die von den grünen Fraktionen in Remscheid, Wuppertal, Solingen und dem Kreis Mettmann in Auftrag gegeben wurde, verfügt das Bergische Land über beeindruckende Potenziale bei der Energieerzeugung und der Frage der Ressourceneffizienz. Ca. 9 km? Dachfläche sind geeignet für die Nutzung von Sonnenenergie, genutzt werden gerade einmal 0,5 % davon. Während die Nutzung von Holz mittlerweile auf einem guten Weg ist, steckt die Nutzung von Biomasse z.B. aus Grünschnitt und Bioabfällen noch in den Kinderschuhen. Folgt man einer aktuellen Prognose des NRW-Umweltministeriums könnte der Anteil der gesammelten Biomasse rein rechnerisch allein in Wuppertal mehr als verdreifacht werden. Bei der Verwertung der Biomasse muss perspektivisch vor der Kompostierung die Erzeugung von Strom und Wärme im Biomassekraftwerk erfolgen.
Auch in der Sanierung des Gebäudebestandes stecken enorme Potenziale. Während die städtischen Gebäude durch entsprechend gutes Management (und auch Dank des Konjunkturpakets II) mehr und mehr energetisch saniert werden und das GMW auch entsprechende Planungen beispielhaft verwirklicht, krankt der Umbau in der Privatwirtschaft. Die Folge ist, dass die zweite Miete mittlerweile die Budgets der Haushalte stark belastet. Da ein Großteil des Wuppertaler Gebäudebestandes aus der Zeit vor der ersten Wärmeschutzverordnung stammen, mithin in der Regel sanierungsbedürftig ist, eröffnen sich hier enorme Möglichkeiten für die Stadt. Denn man kann auch davon ausgehen, das Mittel, die in den Umbau von Gebäuden gehen, aufgrund der Förderung und der Vergabepraxis zu einem guten Teil in der Region bleiben.
In seiner letzten Sitzung am 29.06.09 hat der Rat der Stadt Wuppertal einen Antrag zur Weiterentwicklung Wuppertals als Standort für Energiewirtschaft und Ressourceneffizienz verabschiedet. Das ist lobenswert, trifft aber nicht den Kern der Sache. Die Potenziale sind bergisch und können sinnvoll nur im gesamten Bergischen Land befördert und weiter entwickelt werden. Alleingänge Einzelner sind im europäischen Kontext längst kontraproduktiv. In Zukunft wird es darauf ankommen, dem Bergischen Land eine starke Stimme in Fragen der Ressourceneffizienz und der Energiewirtschaft zu verleihen. Dazu müssen die Städte zusammenarbeiten. In Zukunft wird es darum gehen, die zarten Setzlinge zu einem starken bergischen Baum im Europa der Regionen heranwachsen zu lassen. Die Düngung muss aus der Vernetzung der Aktivitäten im Bergischen Raum kommen.
Mit freundlichem Gruß
Peter Vorsteher
Fraktionssprecher
Lorenz Bahr
Stadtverordneter „